Ich glaube ich wurde auf den Boden der Tatsachen geholt
Diese Woche habe ich Alice an einem Vormittag zu ihrer Schule begleitet. Spannende Sache, schon im Taxi (ihr müsst wissen, die Schule ist am anderen Ende von Paris und dieses Taxi ist kein normales Taxi, was ich früher auch dachte, sondern eher eine Fahrgemeinschaft und ein Angebot von der Schule, die Kinder von ihren Häusern abzuholen), ich befand mich neben einem autistischen Kind (wie es im Buche steht, ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, mir wurde vorher nur gesagt, sei vorsichtig, er mag keine fremden Menschen, na gut , dachte ich, was heißt das jetzt konkret? Darf ich ihn anlächeln oder lieber vollkommen unbeachtet lassen?- irgenwann schaffte er es sich doch mit viel Überzeugungsarbeit von seiner Mutter neben mich zu setzen und fühlte sich mit der Zeit wohl doch ganz wohl, legte bequem seine Füße auf mein Bein!),zwei weiteren Kindern und Alice in dem Großraumwagen. Ich fing mit dem algerischen Fahrer ein Gespräch an, es stellte sich heraus, dass ich ihn leider nicht ganz verstanden habe (ich glaube es lag daran, das er mit seinen Themen ganz schön geswitcht ist, da bin ich doch glücklich bei einem zu bleiben ;)).
Eine aufregende Fahrt, die doch schon 45 Minuten gedauert hat, bei der Schule angekommen wurde jedes Kind von "seinem" Lehrer bzw. Betreuer abgeholt. Es ist eine private Schule für Kinder mit (im weitesten Sinne) Autismus, das heißt es gibt eine 1 zu 1- Betreuung.
Ich begleitete natürlich Alice und da die Institution doch recht übersichtlich ist (mit 20 Kindern), wurde ich gleich von mehreren begrüßt und nach meinem Namen gefragt, rasch merkte ich, wie viele Stadien es von Behinderung gibt (die Geistige, Unsichtige und Körperliche und beides wie bei Alice). Es war sehr emotional und bewegend feststellen zu müssen, dass Alice eine der "behindertsten" Fälle ist. Ich hatte das Gefühl wieder in ein Loch der Hilflosigkeit zu fallen. Das war auch der Grund, weshalb ich freiwillig nicht den ganzen Nachmittag blieb, ich musste mich ein wenig nach dem Schock erholen.
Als sie dann gegen späten Nachmittag von der Schule kam, war glücklicherweise alles wie beim Alten. Ich hatte mir merkwürdigerweise alles mögliche ausgemalt.
So nun habe ich begriffen, dass der Alltag mit Alice nie "normal" sein wird, gewusst habe ich es schon vorher, aber der Realisierungsprozess brauchte ein bisschen.
francathe am 25. Oktober 13
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Ein kleiner Held Frankreichs ganz groß!
Nun sind auch schon wieder Herbstferien, ich kann mein Sprachschulbuch in den Schrank stellen (nachdem ich die ellenlangen Hausaufgaben erfolgreich beendet habe, das steht mir noch bevor ;) ), Alice hat nur eine Woche Ferien, das heißt für mich geht die nächste Woche ganz normal weiter, der Unterschied: ich habe mehr Freizeit und kann mir, nach mir endlos vorkommender Zeit, wieder etwas Kulturelles anschauen. Das werde ich aber spontan planen, denn die Spontanität wird bei uns Au-Pairs ganz groß geschrieben.
Nun, jetzt beziehe ich mich mal auf den Artikel meines Beitrags (verzeiht mir, Titel wählen und einen Zusammenhang zu meinen Berichten herstellen, fällt mir nicht ganz einfach).
Ihr kennt doch bestimmt Asterix und Obelix (die Comicreihe von Goscinny und Uderzo)?! Jedenfalls entdeckte ich gestern ganz zufällig einen Artikel über eine Ausstellung des französischen Helden in der Nationalbibliothek.
Heute extra früher aufgestanden, habe ich mir Katja geschnappt (eine Freundin aus meinem Sprachkurs) und wir sind dorthin gefahren.
Die Sicherheitskontrolle erfolgreich hinter uns gebracht, wurden wir von der Dimension der Bibliothek überrascht (es erinnert ein wenig an eine Universität), wir mussten ausnahmsweise Eintritt zahlen (aber immerhin der reduzierte Tarif für uns Studenten) und dann wurden wir vollkommen von Asterix und seinen Freunden eingenommen.
Wir waren zuallererst verblüfft, dass die bekannten Gallier ganz andere Namen haben, schön von der französischen Deutung abgeleitet. Zwischen Ausstellungsfiguren, Filmausschnitten, nachgestellten Dorfhäusern und Comiczeichnungen begeisterte mich die Anschaulichkeit, verbunden mit meinen eigenen Kindheitserinnerungen. Ich hatte richtig lust, nochmal die Asterixhefte in die Hand zu nehmen und den Episoden noch einmal von beginn an zu folgen.
Ich überlegte eine französische Version aus dem Bookshop mitzunehmen ließ mich aber doch von meinem Geldbeutel überzeugen.
Schön war zudem, die französischen Kinder mit Eltern und auch Großeltern zu beobachten, die mit glänzenden Augen von einem Schaukasten zum Anderen liefen, ich dachte nur: hoffentlich gerät das Kunstwerk von Goscinny und Umberto nie in Vergessenheit, denn sie haben viel Arbeit und Herzensblut in die Kreation der humorvollen Figuren gesteckt.
francathe am 19. Oktober 13
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der Herbst zieht ins Land
Und zack ist es schon Oktober und ich bin schon 2 Monate in Frankreich!
Es ist kaum zu fassen und die Abfahrt kommt mir wie gestern vor. Die Zeit rast und ich komme mit dem Schreiben kaum noch hinterher. Nun stellt sich die Frage: Was mache ich denn die ganze Zeit?
Ja, das ist nicht so leicht zu beantworten, sagen wir es so: ich versuche mich im Alltag zurecht zu finden und ihn zu organisieren (was dann doch sehr spontan abläuft). Explizit bedeutet dies ich gehe 3 mal in der Woche zur Sprachschule (und bin noch sehr motiviert, obwohl die Hausaufgaben jetzt schon auf dem letzten Drücker gemcht werden), lerne viele Leute kennen, die man zufällig trifft oder die Andere über 3 Ecken kennen und man sich dann zusammen trifft. Und die Welt ist groß, mal unterhält man sich mit dem Einen mal mit dem Anderen und manche werden dann auch vergessen. Das passiert halt.
Aber wir sind in Paris und da trifft man sich nicht nur einmal.
Doch ich muss eingestehen, dass meine Bekanntschaften /"zarte" Freundschaften will ich sie mal nennen hauptsächlich Deutsche sind (leider) und deshalb freue ich mich, trotzdem das Französisch in der Schule oder auf der Straße zu hören. Dann erfreue ich mich immer mehr, viel zu verstehen (nein ich spioniere keinem nach).
Auch mein Kulturprogramm möchte ich aufrecht erhalten, obwohl das von mir in der letzten Woche sehr missachtet wurde.
Ich konnte nicht an der "Nuit blanche" teilnehmen, in der Paris angeblich in Lichtertüten (symbolisch) gesteckt wurde, weil ich babysitten musste.
Aber ich habe ein Mal in das "Festival du ciné allemand" geschnuppert und mir einen Film "Ferien" angeschaut, er war einfach durchstrukturiert, mit Laien und Profis, wenig Handlung und wenig Effekte, der anwesende Drehbuchautor und Regisseur sprach am Ende von "fehlenden ökonomischen Mitteln", um die vielen Standaufnahmen zu erklären, überzeugte aber bei der Diskussionsrunde (mit ganzen 4 Fragen) überhaupt nicht, da er unreflektiert vor sich hin stotterte und es weitaus angenehmer war, die französische Zusammenfassung von der exzellenten Übersetzerin anzuhören.
Ansonsten war ich heute beim Friseur, das heißt eig. bei einer Frisierschule (und ich wurde vor allen Auszubildenen frisiert- habe mich richtig wichtig gefühlt :P) , als Dank musste ich nichts bezahlen. Nun mein Zufriedenheitsgrad ist auch in den Keller gesunken, denn mir gefallen meine kurzen Haare gar nicht und wie auf dem Demonstrationsfoto sieht es natürlich auch nicht aus.
Ich bin gespannt wie Alice darauf reagiert, hoffe sie fängt nicht an zu weinen. Andererseits wüsste ich dann, das wir den gleichen Geschmack haben.
Wie gesagt, es ist bald Winter und dann kann ich mir eine Mütze kaufen!
francathe am 07. Oktober 13
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