Was uns Fremde in Paris vereint
Diese Woche gab es 3 Schlüsselereignisse, die wohl die wichtigsten bei meinem Auslandsaufenthalt sein werden.

1.) Meine Freundin Anezka ist abgereist.
Konsequenz ist: ich weiß nicht wann oder ob ich sie je wieder sehen werden (ich gehe natürlich von der optimistischeren Variante aus) und nun bin ich alleiniges Au-Pair mit vollen 30-Stunden Arbeit pro Woche (und wohl das einzige Au-Pair, welches das Wochenende nicht frei hat), ich muss meine Ausnutzung im Auge behalten (bisher kein Thema aber nun ist Vorsicht geboten) und Alice wird nun noch stärker an mich gebunden sein (was mich natürlich sehr berührt, denn sie ist ein wundervolles Kind). Andererseits ist meine Eingewöhnungsphase jetzt offiziell vorbei. Die Verantwortung ist sehr präsent.

2.) Mein Sprachkurs hat begonnen.
Es ist ein so genannter "Au-Pair"-Kurs mit 8-10 Wochenstunden, aufgeteilt in 2 Unterrichtsterminen und einem Konferenztermin. Mein Konferenzthema ist die Jugendliteratur und ich war erstaunt wie wenige sich in meinem Kurs (bestehend aus ca. 25 Leuten) dafür wirklich interessierten. Dazu muss ich sagen, dass wir den Konferenztermin mit dem dazugehörigen Thema frei wählen durften. Die Sprachschule ist freiwillig, deshalb kann ich die Leute gar nicht verstehen, die von Anfang an mit einer Null-Bock-Einstellung den Raum betreten oder zu "schüchtern" sind um an einem Unterrichtsgespräch teilzunehmen und eine Stille im Raum entstehen lassen. Ich glaube dies ist eine erste Persönlichkeitsänderungen, die ich jetzt bei mir wahrgenommen habe, Schweigen hilft nicht weiter, sondern die Partizipation muss als Chance gesehen werden. Früher habe ich mich vor vielem gedrückt, liebte es zu beobachten, das ist immer noch der Fall, aber ich gehe so gerne auf andere Leute zu, denn es ist eine Bereicherung und zwar meist im positiven Sinne.
In meinem "normalen" Sprachkurs sind wir weitaus weniger (etwa 16 Leute) und hochmotiviert, bisher :). Schön ist, dass wir alle so unterschiedlich sind und auch mehrere internationale Mädels dabei sind (aus Spanien, Portugal, China, Polen, Ukraine und Schweden). Der Rest ist natürlich deutsch. Das ist normal und langsam beginne ich mich daran zu gewöhnen. Ich freue mich viele unterschiedliche Persönlichkeiten kennen zu lernen.

3.) Es fand ein erstes Au-Pair-Treffen von meiner Agentur statt.
Wir waren sehr viele Mädchen (und auch ein paar Jungen). Auf der Einladung stand: bringt etwas Landestypisches mit. Aber ich hatte leider nicht viel Zeit groß etwas vorzubereiten, deshalb waren Janna (auch eine Deutsche, die ich hier kennen gelernt habe) und ich anders kreativ:

eine "Kinder"-Schokoladen-Pyramide (befestigt mit Tesa-Film) auf Papptellern und buntes Luftballon-Konfetti. In der Metro wurden wir richtig angestarrt und ich wurde gefragt ob ich denn Geburtstag habe. Ich habe verneint, aber im Nachhinein hätte ich bejahen sollen, wäre bestimmt lustig gewesen von einem Fremden eine Gratulation zu erhalten.
Als wir ankamen, war die "Party" (es war 14.00 Uhr!)bereits im vollem Gange und wir wurden von der Agenturleiterin freundlich mit Küsschen begrüßt, danach zog es uns (natürlich) zu dem Essenstisch. Lecker, lecker durchgefuttert.
Dann nahm man die einzelnen Grüppchen war: zu 75% deutsch (aber ich machte Bekanntschaft mit vielen echt netten Mädchen) und unterhielt mich aber auch auf französisch, welches ich dem englischem echt vorzog.
Nach einem 3-stündigen Austausch mit den unterschiedlichsten Leuten, fragten uns (das waren Janna, Cassandra, Evelyn und ich- eine deutsche Gruppe) eine 9-köpfige Mexikaer-Kolumbiertruppe ob wir nicht mit ihnen in eine Bar wollten. Gesagt, getan doch dazwischen machte sich das südländische Organisationstalent (ich habe KEINE Vorurteile, im Gegenteil ich finde das äußerst sympatisch) bemerkbar. Aber die waren alle so offen und herzlich. In einer Bar in der Nähe der Bastille angekommen, gab es dann doch ein Problem: wer nimmt eine über 10-Menschen-Gruppe auf? Letztendlich wurden wir im "VIP"-Bereich untergebracht, jedenfalls kam es uns so vor, denn wir waren die einzigen im Obergeschoss. Die Kellner kriegten bei dem südländischen und deutschen Temperament eine halbe Krise aber wir hatten unseren Spaß und ich habe mich sehr gut mit 3 mexikanischen Jugendlichen unterhalten. Es ist so spannend zu hören, welche Reisen für Südamerikaner einzigartig sind.
Anschließend fragten uns die Chicas , ob wir nicht mit ihnen Salsa-Tanzen gehen wollten, leider mussten wir verneinen, denn es war für uns Europäer schon relativ spät und wir mussten am nächsten Tag (ich jedenfalls ) auch arbeiten, also einigten wir uns auf das "prochaine fois" und wollten eine Facebook-Gruppe gründen. Ob die wirklich in die Tat umgesetzt wird? Bezweiflich aber hoffentlich.
Danach zogen wir Deutschen noch zu meiner ersten Fast-Food-Kette seit langem los (Mc's und stellten fest, dass es doch ganz schön teuer ist und es gibt noch nicht mals Veggie-Burger) und unterhielten uns noch weiter, mit der Zeit im Auge, denn die Metros fahren nach Mitternacht oder ein Uhr morgens nicht mehr. Und das wollten wir nicht provozieren.

Doch ich habe miterleben dürfen, wie einzigartig Paris im Bereich von unterschiedlichen Kulturen und dem Austausch ist. Danke!