Montag, 9. September 2013
einen Monat im Lande der Franzosen
Genau gestern haben Anezka und ich mein einmonatiges Jubiläum mit einem Crêpe und Nutella-Eis gefeiert und zwar auf der Ile St.Louis. Es ist das Quartier Latin und hat einen unglaublichen Charme mit seinen Brücken (die Abends natürlich beleuchtet sind) und den kleinen, aber feinen Geschäften.
Es gibt viele Straßenmusiker, es sind so gut wie alle Instrumente vertreten. Also alles in allem ein Grund sich wohl zu fühlen.

Wir haben auch ein wenig mit dem Eisdielenbesitzer (jedenfalls dem Verkäufer) geplaudert, auf Französisch natürlich (er hat uns als Touristen eingestuft, aber in dieser Hinsicht ist Anezka sehr hartnäckig: sie beschwört alle Leute bloß nur auf Französisch mit uns zu reden. Das ist echt ulkig), aber er hat so schnell gesprochen und aus einer gewissen Entfernung, dass es uns sehr schwer fiel ihn zu verstehen. Das enttäuschte mich, aber wenigstens hat er uns verstanden, trotzdem krazte das ein wenig an meinem Ego.

Nun, lässt sich aus dem Monat eine Bilanz ziehen?!
Sehr schwierig, ich habe mich in der Familie eingelebt, kenne den Tagesablauf von Alice (sowohl in den Ferien, als auch in der Schulzeit), habe Kontakte in Tschechien und Polen geknüpft, habe gelernt schneller zwischen mehreren Sprachen (besonders Englisch und Französisch, in spontanen Ausnahmefällen auch ins Deutsche) zu wechseln, benutze mein Wörterbuch immer seltener (auch wenn es nützlich sein kann zu wissen, was wasserdicht an regnerischen Tagen bedeutet), komme einigermaßen mit dem Metrosystem von Paris klar, kenne im Groben meine Wohnumgebung und einige Nachbarn (einen Irischstammenden; einen Luxemburger, dem ich das Wort "Au Pair" genauer erläutern sollte; meine Flurnachbarn Lydia, die eine biestige Katze hat, die mich ständig anfaucht und mein Zimmer belagern möchte; und Melanie, die mich nett willkommen hieß), ich fühle mich in meinem 12m² Zimmer wohl, obwohl noch viele Bilder fehlen und ich jeden Tag aufräumen muss um nicht den Überblick zu verlieren und ich habe schon 3-4 arrondissements erkunden können.
Ach ja und ich durfte ein Straßenfestival der Künste miterleben und zwar am Samstag in "La Défense", DEM Büro- und Wirtschaftsviertel im Vorort von Paris.
Nun ein paar Impressionen:


eine Musiktruppe, die mit Pepp und Witz die Kinder, aber auch die Erwachsenen begeistern konnte


3 Choreografen, die ihre Körper bis ins kleinste Detail unter Kontrolle hatten


2 Tänzerinnen, die nicht an der Stange getanzt haben, sonder mit Synchronie und Eleganz trumphen konnten


und ein Straßentheater mit einfachen Holzkostümen. Sie spielten eine Komödie und bezogen das Publikum mit ein. Der Inhalt war so einfach und übertrieben (erinnerte mich stark an Molières Stücke), dass es uns alle wirklich amüsierte.

Zum Schluss: auf mich wartet noch eine lange Zeit in Paris und ich freue mich darauf, denn der Beginn hat mich motiviert und überzeugt, den richtigen Weg zu gehen.



Donnerstag, 5. September 2013
Der Versuch sich einzurichten
4 Wochen bin ich nun in Frankreich, eine Woche in Paris - die Bilanz: ich fühle mich wohl. Gewöhne mich langsam an Alices Alltag (der recht angenehm für mich ausfällt, denn hier ist es üblich, dass die Kinder bis in den späten Nachmittag zur Schule gehen).
Ich hatte Zeit mich ein wenig mit meiner Umgebung zu beschäftigen:


ein überteuertes 3€-Eis zu genießen. Es war nicht überwältigend, obwohl es Schoko war :)


den Sauberkeitsfimmel der Pariser (jedenfalls oberflächlich) kennen zu lernen, das Resultat: 1. die Straße ist immer nass 2. es gibt riesige Pfützen -> Fußgänger und Rollstuhlfahrer aufgepasst.


Radio France ist ein gigantisches Gebäude, bei dem man den Eingang nicht findet und letztendlich nur diese überaus gelungende Mauerzeichnung fotografisch hängen bleibt. Zeit dies zu ändern!


den wahren Franzosen zu begegnen. Na, wo rollt denn die Pétanque-Kugel? (Boulevard des Invalides)


die Champs Élysée etwas anders verziert zu sehen. Achtung: diese Straße ist nicht die eben genannte, sondern nur eine Verbildlichung in kleinerer, übersichtlicheren Größe.

Und ich bin zu einer Sprachkursschülerin geworden und habe erfolgreich den mündlichen und schriftlichen Einstufungstest bestanden. Die Arbeit beginnt aber erst Ende September. Ich habe noch genügend Zeit mich auf mein B2-Niveau vorzubereiten.

Gruß und eine schöne Woche
aus Paris



Samstag, 31. August 2013
der Schleier des Tourismus

ich habe mich ein wenig eingelebt und mein erstes Frühstück genossen. Es ist weder gesund, noch spektakulär (auch nicht typisch Französisch, aber es wurde wenigstens im Casino gekauft)

Letzten Abend haben Anezka und ich eine wahre Touristentour in unserem Viertel gemacht: Eiffelturm und Seine. Ausgerüstet mit Fotoapparat (und keinem Stadtplan! Denn so sehr wollte ich mir dann doch nicht Blöße geben lassen) ging es los. Ein hart erkämpfter Platz vor dem Eiffelturm, eingequetscht zwischen allen Nationalitäten (nicht nur Asiaten). Die romantischsten Nachtaufnahmen, die letztendlich doch nicht die Qualität haben, die man sich wünscht (selbst bei der besten Kamera).

eine Kopf-Gymnastik-Übung


Natürlich begegneten uns tausende Verkäufer. Ich frage mich nur warum es immer die Schwarzafrikaner sein müssen. Jeder kennt deren Status. Das ist nicht fair...

Nun zu meiner Familie: ich habe heute das erste Mal einen Spaziergang mit Alice gemacht. Spaziergang ist relativ. Der nächste Park ist 20min entfernt. Eher ein Garten. Wir müssen den Rollstuhl nehmen. Das ist eine Attraktion, denn sonst gibt es rollende Kinder, rollende Wagen, rollende Autos und andere rollende Fahrzeuge nur keine rollende Stühle.
Die meisten Leute reagieren neutral bis ignorant, selbst die Autofahrer wollen nicht vor einem Zebrastreifen halten. Es ist genauso unpopulär wie über eine grüne Ampel zu gehen.
Und das Verkehrsministerium könnte doch ein paar mehr abgesenkte Bordsteine einführen, das würde unsere Muskelkraft schonen.
Nach dem 40 minütigen Hin- und Rückweg + der 7 minütige Spaziergang von Alice war ich geschaffter und müder als Alice. Sollte das nicht andersherum sein?

Na ja vielleicht ändert sich die Situation. Bei Paris weiß man nie...